„Vätergeschichten“ besteht aus Fingerabdrücken von Vater-Kind-Beziehungen.

Grundidee

„Vätergeschichten“ besteht aus Fingerabdrücken von Vater-Kind-Beziehungen. (Corinne Bromundt, Illustratorin)

Im Auftrag von FamOS (Familien Ost-Schweiz) und männer.ch entwickelte Mark Riklin, Begründer der „Meldestelle für Glücksmomente“, anlässlich des 6. Vätertags 2012 das Projekt “Vätergeschichten“: Männer, Frauen und Kinder erzählten in öffentlichen Schreibstuben und ausgewählten Unternehmen von ihren Erinnerungen an ihre Väter, Grossväter oder an ihr Vatersein. Bis zum Vätertag 2013 ist ein Archiv aus 200 Szenen entstanden. “Vätergeschichten“ ist auf mehrere Jahre angelegt und verfolgt den Ansatz Väterlichkeit sowohl in der Öffentlichkeit als auch in Betrieben an kleinen Geschichten zu veranschaulichen. Dadurch soll ein Gegenpol zur problemorientierten Darstellung von Väterlichkeit entstehen. Biografische Erinnerungen korrigieren stereotype Bilder, zeigen die Vielfalt von Väterlichkeit und regen an, sich Zeit fürs Vatersein zu nehmen.

Aus dem Geschichtenarchiv

Jüngere Beine

Beim Arbeiten habe ich meinem zehnjährigen Sohn gesagt: «Hol mir doch bitte die Brille oben, du hast ja noch junge Beine.» Da hat er geantwortet: «Die jüngeren Beine habe ich schon, aber sie müssen auch noch länger halten.»

  • Erzähler: Ein 66-jähriger Landwirt
  • Jahr der Szene: 1988

Auf dem Fussballplatz

Ich war sechs Jahre alt, als mein Vater mit seiner Sporttasche wegging, um Fussball zu spielen. Ich wollte unbedingt auch mitgehen. Eines Tages war es endlich so weit: Ich durfte ihn auf den Sportplatz begleiten und war sehr aufgeregt. Viele bekannte eritreische Fußballspieler waren da. Und mein Vater. Wow, endlich! Sogar ein Bild mit den Spielern und meinem Vater ist an diesem Abend entstanden. Das Foto trage ich noch heute bei mir.

  • Sohn: 1964, Betreuer von unbegleiteten minderjährigen Asylsuchenden
  • Vater: 1927, Autoprüfungs-Experte
  • Jahr der Szene: 1970

Späte Zuneigung

In jüngeren Jahren war er ein strenger Mann, fast ein wenig stur. Alles musste genau nach seinen Vorstellungen gehen. Die Suppe musste pünktlich auf dem Tisch stehen, die Lichter gelöscht und die Türen geschlossen werden. Er wollte in Ruhe sein Mittagsschläfli machen, und die Wohnung musste immer schön aufgeräumt sein. Als ich ihn nach einem längeren Unterbruch wieder einmal besuchte, begegnete mir eine neue, bisher verborgene Seite von ihm. Er umarmte mich liebevoll zur Begrüssung, freute sich über meine farbigen Kleider und meine dazu passenden übergrossen Ohrringe. Er hat mich als Person wahrgenommen und interessierte sich, was aus mir geworden ist. Ich liebe beide Seiten meines Grossvaters. Die eine lehrte mich, die Qualität von Ritualen zu schätzen, die andere die Kraft der Zuneigung. 

  • Grossvater: 1907, Zollbeamter
  • Enkelin: 1962, Personalfachfrau
  • Jahr der Szene: 1980

Marcel Kräutli ist neuer Leiter des Archivs für Vätergeschichten

Ein Sonntag im Juni 2013. Dicht gedrängt sitzen die Besucher:innen am nationalen Vätertag auf den Fluren der Geburtenabteilung des Spitals Herisau, nachdem sie ihre nassen Regenmäntel an Infusionsständern aufgehängt haben. Ein Schauspieler-Duo liest erstmals ausgewählte Szenen aus dem neu gegründeten Archiv für Vätergeschichten. Als Schauplatz dient eine Wochenbettstation, wo neben Kindern und Müttern auch Väter auf die Welt kommen. Unvergesslich, wie Kindergeschrei aus den Kindern die Lesung akustisch untermalen. 12 Jahre später besteht das Archiv für Vätergeschichten aus über 300 Szenen, die auf eindrückliche Art illustrieren, wie sich das Bild des Vaters im Laufe der Zeit verändert hat. Anfangs Jahr ist die Leitung des Archivs für Vätergeschichten von Mark Riklin auf Marcel Kräutli, Väterberater beim Ostschweizer Verein für das Kind, übergegangen – eine ideale Besetzung,  herzlich willkommen!

Vätergeschichten aus aller Welt

Donnerstagabend in einem St.Galler Hinterhof. «My father is my foundation. His values, his culture and his way of life have shaped me», beginnt die Erinnerung an einen indischen Vater, die anlässlich der musikalischen Lesung «Vätergeschichten aus aller Welt» verlesen wird. Auf Wunsch des Erzählers wird die Hommage an seinen Vater gefilmt und nach Delhi gesandt. Als Dank und Würdigung seiner Unterstützung und Verlässlichkeit.

Vätergeschichten mittwochs im Tages-Anzeiger

„Lange waren Väter eine Art Nebenfiguren im Familienalltag.“, schreibt der Tages-Anzeiger. Inzwischen habe sich das Selbstverständnis vieler Väter verändert. Sie wollten nicht mehr „die Dritten“ sein, neben Mutter und Kind, sondern bei der Erziehung eine ebenso wichtige Rolle spielen. Immer mittwochs bringt der Tages-Anzeiger eine Auswahl der berührendsten Geschichten.

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