Ein Krawattenknopf für den Papst
Ich stamme aus einer alten Obertoggenburger Familie mit 500-jähriger Geschichte. Die Männer hatten den Ruf, „sturi Chöge“ zu sein und mit der Äusserung ihrer Gefühle sparsam umzugehen. Auch mein Vater war so. Richtig emotional erlebte ich ihn das erste Mal in seinem fünfzigsten Lebensjahr, als es um meine Aufnahme in die Schweizer Garde ging. Vor der Vereidigung dürfen die zukünftigen Gardisten dem Papst ihre Eltern vorstellen. Mein Vater versuchte seine Nervosität gegen aussen zu verbergen und vergass vor lauter Aufregung, dass er gar keinen Krawattenknopf binden konnte. „Ou, Mischt, ich cha das jo gar nöd. Machschs du für mich?“. Eine Aufgabe, die ich für meinen stolzen, berührten, nervösen und damit eben doch emotionalen Vater noch so gerne übernahm.
- Vater: Jahrgang 1968, LKW-Chauffeur
- Sohn: Jahrgang 1995, Mitarbeiter technischer Dienst
- Jahr der Geschichte: 2017
- Aufzeichnung: Marcel Kräutli