Gesprochen hat er wenig

Auch bald 30 Jahre nach seinem Tod taucht er immer wieder in meinen Gedankenwelten auf. Offensichtlich hat mein Grossvater in mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Ich spaziere dann in Gedanken durch sein Landhaus, höre das Knarren des Parkettbodens unter meinen Füssen, sehe ihn auf dem Sofa sitzen, die hohe Stirn, das ernste Gesicht, vertieft in die Lektüre der Neuen Zürcher Zeitung. Bevor er aufsteht, durchs Wohnzimmer läuft, am Esstisch Platz nimmt, seine Suppe schlürft und schweigt. Im Hintergrund höre ich die Nachrichten, während ich seine Zahnlücke und seinen goldenen Zahn bestaune. Wie gerne würde ich heute an seinem Tisch sitzen und über alles reden, was damals unausgesprochen blieb.

  • Enkel: 1965, Spaziergänger
  • Grossvater: 1909, Textilunternehmer
  • Jahre der Szene: 70er/80er-Jahre