Stabsübergabe

Mein Vater war viel abwesend und kam erst spät am Abend nachhause. Ich erinnere mich vor allem an kurze und prägnante Leitsätze wie: „Wissen ist Macht“, oder „Geschäften kannst Du erst, wenn Geld in der Kasse ist“ oder „Wasser, das den Rheinfall heruntergestürzt ist, ist weg“ oder „Nur Leistung zählt“.  Besonders erinnere ich mich an unsere jährlichen 2 Wochen Sommerferien. Wir verbrachten sie mit der Familie von Vaters Freund aus der Handballzeit. Ich, mein Bruder, der Sohn des Freundes und die beiden Väter machten immer eine Olympiade. Die Frauen hatten ein eigenes Programm. Jeden Tag eine Disziplin: Minigolf, Jassen, Schwimmen, Tennis, Botscha, Pingpong und so weiter. Am Schluss gab es eine Preisverteilung und einen schönen Pokal. In diesem Sommer hatten die Väter Angst, von den Söhnen überholt zu werden. Um dies hinauszuzögern, war ihnen jedes Mittel recht. Sie änderten kurzerhand die Regeln. Wir schwammen  beispielsweise plötzlich nur noch die Breite im Freibad. So hatten sie mit dem Startsprung noch den nötigen Vorsprung um zu gewinnen. Nächstes Jahr ist definitiv Stabsübergabe.

Sohn: 1968, Qualitätsmanager

Vater: 1930, Unternehmensberater

Jahr der Szene:  ca. 1980