Obetspaziergang

Meine kleine Enkelin Malin (6) klopft ans Stubenfenster und fragt: „Neni, nemmsch mi mit of Din Obetspaziergang?“ So steigen wir Hand in Hand gemächlich den Hang hinauf. Malin erzählt vorerst ein Erlebnis aus dem Kindergarten. Dann bittet sie: “ Neni, verzellsch e Gschicht?“ So gelangen wir fröhlich plaudernd auf den nahen Hügel.  „Hockemer echli here?“, fragt sie und sagt: „Lueg, do hätts scho Blüemli, schmeckids  ächt?“ Die ersten Anemonen sind schon offen.

Unten bei der Zürchersmühle pfeift der Zug und der schwache Wind riecht leicht nach Pschütti. – „D`Sonn goht jetz denn onder“. Wir staunen in den leuchtend roten Abendhimmel, bis der letzte Strahl hinter dem Teufenberg verschwunden ist. Glücklich und zufrieden, ohne viele Worte, gehen wir wieder zum Haus zurück. „Guet Nacht Malin“, „guet Nacht Neni, Tanke“. Ich fühle mich gut, zufrieden und dankbar, weil ich mit Malin und ihrer Familie unter einem Dach wohnen darf.

  • Grossvater: 1933, pensionierter Hausarzt
  • Enkeln: 2008
  • Jahr der Szene: 2014