Der schönste Tag …

in meinem Leben  war ein Samstag vor neun Jahren. Mein Vater kniet vor sperrholzigen Puzzleteilen, die Zunge zwischen den Zähnen, die Stirn in Falten, die Haare wirr. Und schraubt, steckt, flucht ab und zu leise vor sich hin. Ich reiche ihm Werkzeuge, halte die Schranktür fest und frage ihn, ob er Wasser will oder Schnittchen. Ich geniesse es, sein Handlanger sein zu dürfen. Wir schweigen fast die ganze Zeit. Der Ikea-Schrank wird nur langsam fertig und all meinen (ich glaube, unseren) Verzögerungstaktiken zum Trotz dann schließlich doch.

Wir sind stolz. Berühren uns mit den Schultern, als wir uns mit der Wasserwaage überzeugen, dass alles gerade ist. Ins Wohnzimmer scheint die Sonne, die rote Wand reflektiert, Sofa und Palme stehen schon an ihrem Platz. Draußen singen erste Vögel, während wir auf dem Balkon aus dem viel zu üppigen Proviantkorb meiner Mutter Kartoffelsalat von Papptellern essen, gegen die Höhenangst über Fußball plappern. Alles ist provisorisch, aber alles ist richtig.

  • Sohn: 1977, Förderschullehrer, Berater/Supervisor
  • Vater: 1948, Kaufmann
  • Jahr der Szene: 2008
  • Aufgezeichnet von Thomas Löhr