Ich stehe auf einem Schemel und schaue in die übergrosse Käsewanne. Faszinierend, wie mein Vater mit Schwung und Kraft die Käseharfe führt. Zwischendurch gibt er seinen Mitarbeitern Anweisungen oder erklärt mir, was er gerade macht. Dachte er wohl, bei so viel Interesse werde auch sein Jüngster Käser? Oft bekam ich bei diesen Besuchen in der Käserei ein Joghurt oder Käse zum Probieren. Es kam vor, dass ich mit meinen Kollegen heimlich im Käsekeller verschwand und Käse anstach. Wie man es machte, ohne nachher was zu sehen, hatte ich bei meinem Vater abgeschaut. Er machte dies, um den Reifegrad zu testen. So schmeckte der Emmentaler noch besser. Später, als mein Vater keine Käserei mehr hatte, gestand ich ihm unsere heimlichen Abstecher in den Käsekeller. Er lächelte nur. Es wurde kein Käser aus mir, dennoch kommen beim Käse-Essen manchmal die Erinnerungen hoch.
- Sohn: 1960, Sozialdiakon
- Vater: 1935, Käserei-Inspektor
- Jahr der Szene: 1968