Gschichtlichopf

„Hets no es Gschichtli im Gschichtlichopf?“ So lautete der Code, kombiniert mit einem sanften Klopfen auf die Stirne des Vaters. Die beiden Buben liebten dieses tägliche Ritual, der Vater natürlich auch. „Mhhmm, weiss nid, muess mau ga luege…“ lautete die Antwort, die der Vater immer geben musste. Und oh Wunder, es hatte tatsächlich heute gerade noch eine Geschichte, die unbedingt erzählt werden wollte. Dann kamen abwechslungsweise je zwei Stichworte, die in der Geschichte vorkommen mussten: Feuerwehrauto – Batman – Kaleidoskop – Kaugummi. Oder: Gletscher – Mondrakete – Schneemann – Wolf. Oder…. Jeder der Buben achtete peinlich genau darauf, dass sein Wort in der Geschichte vorkam. Und für Action war immer gesorgt. Dumm nur, wenn sie am Abend darauf die genau gleiche Geschichte noch einmal hören wollten, einfach darum, weil sie so spannend war. Da musste sich der Vater in der Regel helfen lassen oder wurde bei jedem zweiten Satz korrigiert: „Nei, das isch ganz angers gange, nämlech d‘ Prinzässin het dr Polizei aaglüüte u nid umgekehrt!“

Vater: 60, Schauspieler & Regisseur

Söhne: 23 und 25, Grafiker und Innenarchitekt

Jahre der Szene: 1999 bis ca. 2005