Gottvertrauen

Als Papa seine Schweinezucht verkauft hatte, arbeitete er als Schweinezucht-Berater bei der Firma Silvestri. In dieser Funktion musste er gelegentlich am Montagmorgen in aller Herrgottsfrühe nach Chur fahren, um im dortigen Schlachthaus die angelieferten Schweine zu kontrollieren. Auf einer dieser Fahrten passierte der schlimme Unfall. Mit 40 Brüchen weilte er über zehn Wochen im Spital Grabs, in den ersten Tagen zwischen Leben und Tod schwankend. Schliesslich wagte man eine Operation im Beckenraum. Am Vorabend der Operation war ich zufällig zu Besuch, als der Chefarzt vorbeikam, um Details zu besprechen. Da fiel der verrückte Satz meines Vaters, der einige theologische Bücher zusammenfasst: „Wössed Sie, Herr Toktor, i ha ä uverschämts Gottvertraue i Sie!“

  • Sohn: 1943, Lehrer, Verleger
  • Vater: 1914-1994, Käser, Magaziner, Schweinezucht-Berater
  • Jahr der Szene: 1970