Gestern Abend war meine 10-jährige Tochter tief traurig, weil sie etwas nicht machen konnte, worauf sie sich schon den ganzen Tag gefreut hatte. Ich fragte sie, ob sie mit mir zum Waldrand rauf komme, um dem Sonnenuntergang zuzuschauen, vielleicht sähen wir ja auch noch den Fuchs. Nach kurzem Zögern kam sie mit, das Buch an der Hand, das sie gerade am Lesen war. Am Waldrand liess ich mich auf dem trockenen Laub nieder, meine Tochter setzte sich in meinen Schoss und fing an, in ihrem Buch zu lesen. Den Sonnenuntergang hatten wir verpasst, und der Fuchs zeigte sich nicht. Wir sassen da, eine Viertelstunde, manchmal ein Wort wechselnd. Weil es dann Zeit wurde für die Bettruhe, machten wir uns wieder auf den Weg nach Hause. Unterwegs meinte meine Tochter, ich solle doch etwas vorlaufen. Beim Haus angekommen zauberte sie aus ihrem Buch ein Blumensträusschen, das sie unterwegs gesammelt hatte. Als Dank – einfach für mich.
- Tochter: 2001
- Vater: 1967, Seelsorger
- Jahr der Szene: Frühling 2012