Das Ticket in eine andere Welt

Es ist wieder Samstag. Um 6 Uhr in der Früh stehen wir auf und gehen mit der Tageskarte auf Schweizer Reise. Gemeinsam mit unserem Vater durch die Welt gondeln. Über unser Dorf hinaus. Tage zuvor hatte mein Vater bereits den dicken Fahrplan studiert und mögliche Routen notiert. Es sollte keine Reise von A nach B sein, sondern eine über Pässe in die hintersten, entlegensten Täler unseres Landes. Meist haben wir nicht viel geredet, sondern gemeinsam aus dem Fenster geschaut und gestaunt.

Das eine Mal waren wir am späteren Nachmittag immer noch irgendwo im tiefsten Wallis. In einer Telefonkabine kündigte mein Vater meiner Mutter an, dass wir es wahrscheinlich nicht mehr nach Hause schaffen würden. Ein Schock für mich und meine jüngere Schwester. Gross haben wir uns angeschaut und im Stillen gefragt: Was macht man wohl, wenn man nicht mehr heimkommt? Wo übernachten? Ohne Mami? Irgendwie haben wir es dann doch noch geschafft, das letzte Stückchen im Taxi.

  • Tochter: 1977, Innendekorationsnäherin
  • Vater: 1946, Handwerker
  • Jahr der Szene: 1983