Schach, das Spiel welches ich immer gewann
Ich habe viele schöne Erinnerungen an gemeinsame Momente mit meinem Vater. Die wertvollste davon ist unser Schachspiel.
Als wir in Kabul lebten, war ich noch ein Kind. Mein Vater kam oft müde von der Arbeit nach Hause, doch ein- bis zweimal pro Woche nahm er sich die Zeit, mit mir Schach zu spielen. Für mich war das ein großes Ereignis: Jedes Mal gewann ich – und zur Belohnung bekam ich ein Stück Schokolade. Ich war stolz, fühlte mich stark und wichtig.
Heute weiß ich, dass mein Vater, ein ausgezeichneter Schachspieler, mich absichtlich gewinnen ließ. Nicht, weil es ihm an Können gefehlt hätte, sondern weil er mein Herz gewinnen wollte. Und das ist ihm gelungen.
Ich bin überzeugt, dass viele Väter auf der Welt in solchen Momenten ähnlich handeln – es geht ihnen darum nicht das Spiel, sondern die Beziehung zu ihrem Kind zu gewinnen.
Das Schachspielen ist mir geblieben. Noch heute spiele ich leidenschaftlich gern mit Freunden, und jedes Mal, wenn ich die Figuren bewege, fühle ich mich meinem Vater nah – ganz gleich, wie weit er entfernt ist.
Ich liebe Schach dafür.
- Vater; 1938, Kaufmann
- Sohn; 2007, Schüler
- Jahr der Geschichte; 2014