Ich kannte meinen Vater bisher nur als liebevollen Familienvater. Er war Gastarbeiter in einer Giesserei. Damals wurden wichtige Meldungen aus unserem Heimatland mit Telegrammen übermittelt. Mein Bruder und ich brachten ihm das Telegramm in die Fabrik. Ein grimmiger Portier holte meinen Vater aus der Giesserei. Voller Freude nahm sich Vater, mit einer schmutzigen grauen Lederschürze gekleidet, Zeit, um uns seinen Arbeitsort zu zeigen. Es war laut, kein Wort wurde geredet. Die schmutzigen Arbeiter verschmolzen mit der düsteren Umgebung. Es war dreckig und überall ein Chaos. Diese Umgebung war für mich furchteinflössend, und ich schaute mich heimlich nach dem Ausgang um. Daran änderte auch das Leuchten und das Funkensprühen des flüssigen Eisens nichts. Ich war froh, als er uns wieder nach draussen begleitete. Zehn Jahre später habe ich in der gleichen Giesserei ein Praktikum gemacht. Dass viel getrunken wurde und die Sicherheitsvorschriften mangelhaft eingehalten wurden, habe ich erst damals gesehen.
- Sohn: 1952, Maschineningenieur
- Vater: 1923, Gastarbeiter
- Jahr der Szene: 1962