Der Kamelreiter

Schon dreissig Tage ist er weg. Mein Vater ist von Eritrea in den Sudan gereist. Als Händler liefert er der reichen Schicht alkoholische Getränke. Whiskey, obwohl dies dort streng verboten ist. Die Reise ist nicht ungefährlich. Jeden Tag gehe ich am Morgen zur Strasse und halte Ausschau, ob er endlich nach Hause kommt. Ich warte schon wieder fast eine Stunde. Ein Kamel nach dem andern geht vorbei. Ich will schon aufgeben, als ein Kamelreiter im aufgewirbelten Staub auftaucht. Da ist er, mein Vater. Ich renne zu ihm und umarme ihn fest. Endlich ist er da. Und er bringt mir Karamellen, Erdnüsse und was ich besonders liebe: weisse Kleider.

  • Sohn: 1961, Surprise-Verkäufer, Mitarbeiter einer Reinigungsfirma
  • Vater: ca. 1940, Händler
  • Jahr der Szene: Ca. 1971 im Alter von 9-10 Jahren