Vom Kind im Manne

Ich bin sechs Jahre alt und liege mit einer Infusion am Arm im Spitalbett. Neben mir, am Bettrand sitzend, mein Vater, der mich mal wieder mit seinem Kind im Manne und verschmitzten Lachen dem Spitalalltag entkommen lässt. Wir versuchen uns gegenseitig im Gameboyspiel zu schlagen und vergessen dabei die Welt um uns herum. Sogar das aggressive und ohrenbetäubende Piepen des Infusionstropfsystems lässt meinen Vater unbeirrt und gelassen. Er setzt dem ungebetenen Störenfried ein Ende, indem er einfach irgendeinen, zufällig gewählten Knopf am Gerät drückt. Dies mit der Folge, dass die ganze Infusionsflüssigkeit an die Wand spritzt. Selbst das lässt meinen Vater unbeeindruckt. Wir spielen einfach weiter und geniessen in diesem Moment die heile Welt. Mein Vater lässt uns beide Kind sein.

  • Sohn (1983)
  • Vater (1948, Überlebenskünstler und Träumer)