Sekundenauftritt

1955, 1.-Mai-Umzug durch Zürich. Ich stehe am Strassenrand und beobachte die Gewerkschafter, wie sie an mir vorbeiziehen. Plötzlich zeigt meine Mutter auf einen gross gewachsenen Arbeiter und sagt: „Dort hinten links, das ist dein Vater.“ Ein paar wenige Sekunden sehe ich ihn vor mir, bereits zwei Minuten später hätte ich ihn nicht wiedererkannt. Es sollte die erste und einzige „Begegnung“ mit meinem Vater bleiben. Als er mit 65 Jahren stirbt, erfahre ich in der Todesnachricht, dass er ein Leben lang nur 400 Meter von mir entfernt gewohnt hat.

  • Sohn: 1944, Dachdecker, Chauffeur
  • Vater: etwa 1920, Maurer
  • Jahr der Szene: 1955