Epische Duelle

Sonntag. Ich, der Langschläfer-Teenager. Und die Frage: Wo gibt es überhaupt noch Berührungspunkte zu meinem Vater, einem bescheidenen und wenig ambitionierten «ansteckenden» Mann.

Unsere Insel ist ein verwildertes Wäldchen, nur 100 bis 200 Meter von zuhause entfernt. Dort im Wäldchen steht ein verlotterter Spielplatz mit einem abgenutzten Tischtennis-Tisch. Betonplatte aufgerauht, Ecken und Kanten zerklüftet, das Netz selbst mitgebracht. Dort haben wir uns – bei jedem Wind und Wetter – epische Duelle geliefert. Die Profis imitiert, wichtige Smashes gedroschen und den Ball sanft gestreichelt.

Ich habe meinen Vater nirgends sonst in einer so intensiven, spielerischen, kraftvollen Lebendigkeit erfahren wie dort. Ja, es waren heilige Momente. Gesprochen haben wir nicht viel, höchstens beim Trinken des warmen Tees, den mein Vater mitgebracht hat, dort auf dem Bänkchen. Nachher sind wir voll verschwitzt heim.

So richtig verstanden hat meine Mutter nie, was wir dort bei Schnee und Sonne, bei Regen und Wind in diesem Wäldchen gesucht haben.

  • Sohn: 1972, Psychologe
  • Vater: 1941, Landmaschinen-Konstrukteur
  • Jahr der Szene: 1986
  • Aufgezeichnet von Markus Theunert