Dreckige Strümpfe

Bis etwa 1959 lebte mein Vater in Stuttgart. Immer wieder hat er uns Geschichten aus seiner Jugend erzählt. Einmal haben sich seine Schwestern bei einem Bombenalarm im Strassengraben versteckt. Statt „Gott sei Dank ist Euch nichts passiert“ hiess es: “Schaut Euch mal Eure dreckigen Strümpfe an“. Im Jahre 2000 besuchten mein Vater (61) und ich (22) seine Geburtsstadt. Wir spazierten das „Schlangenwägli“ am Rebberg entlang, sahen den Strassengraben und besichtigten das Haus seiner Kindheit: „Dort stand unser Sofa und dort hing die Wanduhr.“ Erst bei diesem Besuch habe ich seine Geschichten richtig verstanden und konnte mich gleichzeitig einen weiteren Schritt von meinem Vater ablösen.

  • Tochter: 1978, Sozialpädagogin
  • Vater: 1939,  pensionierter Anästhesist
  • Jahr der Szene: 2000
  • Aufgezeichnet von Cornel Rimle