Der coole Typ mit dem blauen Jeep

Heute, an einem winterlichen Samstag, darf ich in eine kleine Stadt im Vorarlberg in den Ausgang. Wir wollen in eine Disco gehen. Ich freue mich riesig. Wenn da nur nicht der Heimweg wäre. Meine Eltern haben mir nämlich verboten, mit meinen Kolleginnen und Kollegen das Taxi zu nehmen. So werden sie mich wie immer mit unserem uralten, weissen Kombi abholen. – Genau das ist auch der Haken. Ich schäme mich wegen der alten, weissen Klapperkiste meiner Eltern. Alle hören schon von Weitem, wenn mein Vater angefahren kommt. Auch heute vereinbaren wir, dass er mich um ein Uhr nachts vor der Disco abholt. Ich warte draussen in der tiefen, kalten Nacht. Mein Atem bläst weisse Dunstgebilde in die Luft. An den Fenstern bilden sich Eiskristalle. Es schlägt 1 Uhr, aber weit und breit ist kein weisser Kombi zu sehen, noch zu hören. Ich beginne mich ein wenig zu ängstigen, denn mein Vater erscheint immer sehr pünktlich. Plötzlich kommt ein blauer Jeep mit heruntergelassener Scheibe und lauter Rockmusik angefahren und hält mit quietschenden Reifen vor mir an. Der Typ im Auto öffnet die Beifahrertür. Unter neidischen und fragenden Blicken meiner Kolleginnen und Kollegen steige ich ein. Mein Fahrer gibt Gas und braust mit mir in die dunkle Nacht. Nach einer Weile mässigt er das Tempo und stellt die Musik leiser. Es ist mein Vater, der mich heute mit zerzausten Haaren und im Jogginganzug mit unserem Jeep, der normalerweise in der Garage im Winterschlaf verweilt, abholt. Seine Überraschung ist gelungen und wer mich in Zukunft mit dem blauen Jeep wie ein Sonnyboy nach Hause fährt, wissen nur er und ich.

  • Erzählerin: Studentin, 17 Jahre
  • Vater: 40 Jahre
  • Jahr der Szene: 2005